Für unsere Reise nach Chile brauchten wir mehrere Anläufe. Denn genau am Abend unseres geplanten Fluges von Lima nach Puerto Montt, begannen die politischen Unruhen in Santiago de Chile. Unser Flug für diesen Abend wurde gestrichen, sowie auch die zwei darauffolgenden Ersatzflüge. Nach insgesamt 33 Stunden des Wartens und einer Nacht am Flughafen, haben wir es dann doch noch nach Puerto Montt geschafft und konnten mit einem Tag Verspätung in unseren einmonatigen Roadtrip starten.
Für unsere Reise durch Chile und Argentinien haben wir uns viel Zeit gelassen. Für uns war es wichtig, dass wir zwischen den langen Distanzen die wir jeweils fuhren, immer wieder 1 bis 2 Tage Pause und genügend Zeit für die Erkundung der Gegend hatten.
Puerto Montt - Villa La Angostura: 218 Kilometer
Kurz nach der Landung in Puerto Montt, konnten wir unser Mietauto, einen Hyundai Creta in Empfang nehmen. Da es bereits nach 19 Uhr war, wurden wir angewiesen, uns schnellstmöglich zu unserer Unterkunft zu begeben. Wegen der politischen Unruhe herrschte ab 22 Uhr Ausgangssperre für alle.
Unsere Unterkunft war optisch ein echter Hingucker. Hungrig und zufrieden mit einem Glas Rotwein in der Hand, freuten wir uns auf unser Abendessen. Uns wurden an diesem Abend Schinkenröllchen als Lachsröllchen (mit saurem Zitronendressing verkauft). Und so übten wir uns mit gerümpfter Nase in Dankbarkeit. Dankbar, dass wir endlich an unserem Zielort angekommen sind und nicht hungrig zu Bett mussten.
Villa La Angostura - Esquel: 364 Kilometer
Von Anfang an war klar, dass dieser Ort einer unserer Lieblingsorte auf unserer Reise durch Patagonien werden sollte. Von unserem Hotel aus hatten wir direkten Blick auf den See, der von dichten Wälder umgeben ist. Nicht nur die Spaziergänge am See waren wunderschön, auch das Essen war das Beste, das wir seit langem hatten. Uns fiel zudem auch auf, dass die Menschen in Argentinien besonders freundlich und hilfsbereit sind.
Esquel - La Junta: 216 Kilometer
In Esquel besuchten wir den Nationalpark "Parque Nacional Los Aleceres". Bereits die Fahrt dorthin war sehr abenteuerlich und führte über kleine Flüsse, die wir mit unserem Auto überqueren mussten. Beim Park angekommen, genossen wir die wunderschöne Aussicht auf den See und die darum liegenden Wälder. Die orangefarbenen Blätter gaben ein wunderbar herbstliches Bild ab.
Auf dem Rückweg machten wir noch einen kurzen Abstecher zur "Laguna La Zeta", die schöner nicht hätte sein können. Besonders der Wald hat es uns angetan, der übersäht von heruntergefallenen Tannzapfen war.
La Junta - Cohaique: 278 Kilometer
Die Fahrt nach La Junta erschien uns unendlich lang. Mit maximal 40 km/h fuhren wir 5 Stunden über Schotterpisten bis an unser Ziel. Da La Junta in Chile liegt, mussten wir an diesem Tag über den Zoll. Die Einreise nach Chile nimmt immer etwas Zeit in Anspruch, da die Kontrollen viel strenger sind, als in Argentinien. Bei der Migrationsstelle mussten wir nicht nur unsere Pässe vorweisen und die Adresse der nächsten Unterkunft bestätigen, wir wurden zusätzlich noch mündlich zu den Daten auf unseren Pässen befragt. Als wir zum Schluss noch alle unsere Kreditkarten angeben mussten (Zahlen in Spanisch aufsagen) und uns der Beamte hinter seinem Computer mit hochgezogener Augenbraue anschaute, begab sich Felix schliesslich hinter das Pult des Beamten. Er wollte ihm beim Eintippen behilflich sein. Nicht nur der Beamte war ziemlich überrascht, auch mir blieb kurz das Herz stehen.
So sollte man solche Aktionen vor allem im Ausland unterlassen (in anderen Länder würde man verhaftet werden)… jetzt können wir beide darüber lachen :).
In La Junta sind wir mitten in der Natur auf eine Thermalquelle gestossen, die über 38 Grad heiss war. Unsere Thermalbäder sind seichte Pfützen gegen diese heisse Quelle, bei der wir uns fast den A**** verbrannt haben.
Besonders in La Junta fiel uns auf, dass es nicht so einfach möglich ist, einen Spaziergang oder eine kurze Wanderung zu unternehmen. In der Schweiz gibt es so zu sagen keine Grenzen, wir können ja schon fast durch fremde Gärten spazieren. Im Ausland und besonders Südamerika ist das etwas anders. Überall stehen Zäune, meistens sogar Stacheldrahtzäune. Fast alle Ländereien, darunter fallen auch Wälder oder Wege entlang am See, sind privat und dürfen nicht einfach so überquert werden.
Coyhaique - Chile Chico: 292 Kilometer (um den See)
Von Coyhaique gibt es nur die Fotos vom Wasserfall, den wir auf unserer Fahrt dorthin zufällig gesehen haben. Das liegt vermutlich daran, dass uns Coyhaique nicht besonders gut gefiel. Dazu müssen wir sagen, dass auch unser Start mit dieser Stadt nicht wirklich gut war. Denn bei der Ankunft bei unserem Hotel/Hostel, war ausser dem aggressiven Hund, der uns anknurrte und nicht näher an das Haus heran liess, niemand vor Ort. Klingeln und Warten nützte nichts, wir mussten uns vor Ort ein neues Hotel suchen.
Als wir am nächsten Tag bei unserer geplanten Wanderung wieder einmal auf ein Puma-Warnschild stiessen, haben wir beim Mitarbeiter des Nationalparks nachgefragt. Anscheinend wurde im vergangenen Jahr ein Wanderer genau auf diesem Wanderweg von einem Puma attackiert, gestorben sei er aber nicht. Obwohl Angriffe von Pumas auf Menschen sehr selten sind, war die Wanderung für diesen Tag gestrichen.
Chile Chico - El Chaltén: 662 Kilometer
Die Fahrt nach Chile Chico war etwas umständlich und aufwändiger als geplant. Am Vorabend haben wir festgestellt, dass unsere geplante Route über einen See führte. Da wir dies zu spät bemerkten, verpassten wir auch die Buchung der Fähre. Da die Fahrt nun länger als geplant dauerte, standen wir früh auf und machten uns optimistisch auf den Weg. Etwas übereifrig fuhren wir Vollgas am Zoll in Chile vorbei, wo wir hätten ausreisen müssen. Eine Stunde später am argentinischen Zoll, wurden wir vom Zöllner auf unseren Fehler aufmerksam gemacht. Wir durften noch einmal umkehren und haben deshalb ca. 2 Stunden zu unserer ohnehin schon langen Fahrt dazu gepackt.
In Chile Chico unternahmen wir mit einem Guide eine grössere Wanderung. Ohne jegliche Erwartung haben wir mehrere Andenkondore gesehen, die fast schon einem Kleinflugzeug glichen. Der Andenkondor ist ein Aasfresser. Seine Flügelspannweite kann bis zu 3 Meter betragen, ein gigantisches Tier.
El Chanteln - El Calafate: 212 Kilometer
El Chaltén ist unter anderem bekannt für seinen Berg "Fitz Roy", auch der rauchende Berg genannt. Denn oftmals ist er von vielen Wolken umgeben und zeigt sich deshalb nur selten ganz. Bei der Einfahrt in das kleine Städtchen hatten wir Glück. Wir konnten den eindrücklichen Berg in seiner vollen Pracht bestaunen.
An den ersten zwei Tagen herrschte in El Chaltén ein sehr starker Sturm. Sogar die Einheimischen, die sich viel Wind gewöhnt sind meinten, dass diese Wetterverhältnisse nicht ganz normal wären. So waren wir mehr oder weniger im Hotel eingesperrte und mussten abwarten.
Am dritten Tag war es dann endlich wieder möglich, das Hotel mit gutem Gewissen zu verlassen. Wir wanderten zum imposanten Wasserfall "Chorillo del Salto", wo wir natürlich auf haufenweise Touristen stiessen. Der Chorillo del Salto ist in ca. 1 Stunde zu Fuss vom Städtchen aus erreichbar.
Am vierten Tag in El Chaltén hatten wir besonders Glück mit dem Wetter. Denn bei der Wanderung zur "Lagune Capri" hatten wir strahlend blauen Himmel und klare Sicht auf den "Cagliero Gletscher". Die ganze Wanderung ist mit 9 Kilometer relativ kurz und innert 3 Stunden machbar. Es lohnt sich jedoch früh aufzustehen, denn beim Abstieg kurz nach dem Mittag kam uns eine halbe Völkerwanderung entgegen.
El Calafate - Torres del Paine: 255 Kilometer
Der mächtige "Perito-Moreno-Gletscher" war eines unserer Hauptziele auf unserer Patagonien Reise. Der Gletscher gehört zu den meistbesuchten Touristenattraktionen Argentiniens. Spannend ist, dass sich der Perito-Moreno-Gletscher im Gegensatz zu den anderen Gletscher in der Region nicht zurückzieht. Für uns war dieser besondere Ort magisch. Den Gletscher in seinen verschiedenen Blautönen von so nah zu sehen, war atemberaubend.
Der Nationalpark "Torres del Paine" liegt in Chile und war der südlichste Punkt unserer Reise durch Patagonien. Der Park ist bekannt für seine hochaufragenden Berge, seine leuchtenden Eisberge und die goldenen Pampas, die einen schönen Kontrast bilden.
Den Park kann man entweder mit einem Reisebus oder seinem eigenen Auto erkunden. Jedoch muss man besonders auf die lamaähnlichen Guanakos aufpassen, von denen Unzählige im Park wohnen. Es schien fast so, als wollten sie immer dann die Strasse überqueren, sobald sie ein Auto zu Gesicht bekamen. Wir haben sie kurzerhand in "Canapes" umgetauft. Wer kann sich vorstellen weshalb? (Achtung: Schwarzer Humor).
Torres del Paine - Bariloche: 1168 Kilometer
Die Rückfahrt nach Bariloche haben wir auf drei Tage aufgeteilt. In diesen Tagen haben wir teilweise in sehr dürftigen Unterkünften geschlafen und am Abend in Parks gepicknickt. Da wir beide sehr gerne Podcasts hören, begleitete uns speziell während dieser Fahrt der Podcast "ZEIT Verbrechen", in dem alte Mordfälle von der Journalistin Sabine Rückert analysiert und zum Teil mitaufgedeckt werden.
Bariloche - Puerto Varas: 323 Kilometer
Nachdem wir so lange immer unterwegs waren, genossen wir die Zeit in unserem Airbnb, ein kleines Häuschen am See, sehr. Wir konnten seit Monaten das erste Mal wieder kochen und haben uns mit selbstgemachter Pizza, Risotto, Carbonara, etc. verwöhnt.
Ein Abstecher ins nahegelegene "Schweizerdorf" durfte natürlich auch nicht fehlen. Nachdem ich mich über einen Rentner aufgeregt habe, der mit 20 km/h vor uns fuhr und uns dann noch den Eingang zum Restaurant versperrte, musste ich feststellen, dass wir nicht immer die einzigen Schweizer zu sein schienen. Die Ehefrau des Herrn gab mir auf meine "Reklamierete" freundlich auf schweizerdeutsch Antwort (ja, ich finde jedes Fettnäpfchen) und Felix musste sich etwas für mich schämen :D..
Unsere letzte Unterkunft, das "Tiny House" im Wald von Puerto Varas, war ein echtes Schmuckstück. Wir hatten sogar einen eigenen Kamin, wo Dank Felix immer ein Feuer brannte. Auch hier genossen wir die Zeit in den eigenen vier Wänden und waren bis auf den einen Ausflug zum nahgelegenen Nationalpark nicht viel ausser Haus.
Information zur Karte: In der Seitenleiste können die Hin- und Rückweg und weitere Infos ein- und ausgeblendet werden.
Margrit Heid (Mittwoch, 18 Dezember 2019 09:45)
Hallo zämä
Super schöne Foto habt Ihr wieder gemacht, und interessante Berichte.
Ich wünsche Euch schöne Weihnachten in Neuseeland und alles Gute im neuen Jahr.
Liebi Grüess
Margrit